Solidarität und Generationen, 10.06.2020

In allen Medien und weltweit ist seit Anfang dieses Jahres ein Thema dominant: der Virus.

Das ist ja auch richtig und gut, denn die Pandemie beeinflusst Alltag, Arbeit und Zusammensein von allen Menschen auf der ganzen Welt. Mit wenig Rückblick bleibt mir vor allem ein Punkt im Gedächtnis haften: Wenn es sein muss, können Länder, Gesellschaften und Regierungen sehr schnell und sehr effizient handeln zum Schutz aller Menschen.

Während der Zeit, in der v.a. Mitmenschen aus den Risikogruppen die Empfehlung hatten, zu ihrem eigenen Schutz doch bitte zu Hause zu bleiben, ist eine erstaunliche Welle der Solidarität entstanden. Jüngere und Junge waren da um zu helfen. Nachbarn gingen einkaufen, Enkelkinder kümmerten sich um ihre Grosseltern: tatkräftig und/oder mit kleinen Gesten der Zuwendung.

Der Begriff «Generationenvertrag» galt nicht mehr nur im üblichen Sinn der Finanzierung von AHV und IV. Er wurde ganz konkret und ebenso grosszügig umgesetzt. Auch wenn es vielen schwerfiel, Hilfe anzunehmen – wer macht das schon gern? Lieber wursteln wir und machen weiter und weiter, wenn es eigentlich besser wäre, die Hilfe anderer anzunehmen.

Nachdem ich also festgestellt habe, dass erstens Regierungen und Gesellschaften sehr schnell eine völlige Umstellung unseres Alltags beschliessen können und zweitens der Generationenvertrag im Alltag funktioniert, stelle ich mir folgende Frage:

Sind wir als Land, als Gesellschaft und v.a. als weltweite Gemeinschaft bereit, den Generationenvertrag, die Solidarität untereinander genauso einzuhalten, wenn es um die Klimafrage geht? Um die Bewahrung von Gottes Schöpfung, von der im Alten Testament steht:

«Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und sieh, es war sehr gut. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag.» Genesis 1,31

Die Pandemie hat gezeigt, dass die Menschheit eigentlich sehr flexibel ist und handlungsfähig, wenn es denn nötig ist. Selbst wenn es uns alle viel kostet: menschlich aber eben auch finanziell. Unsere Erde, Ökosysteme, Luft und Meere, kranken an unserem Tun. Und Menschen sind bedroht durch den Klimawandel. Es ist allerhöchste Zeit zu handeln.

Ich hoffe, dass wir fähig sind die gleiche Energie aufzubringen, um die kranke Schöpfung zu bewahren und zu schützen und zugleich den Generationenvertrag einzuhalten! Während der Covid-19-Krise haben sich so viele Junge für die älteren Generationen eingesetzt. Ich finde, es ist nun wirklich Zeit, dass wir Älteren uns für die Anliegen der Klimajugend einsetzen und uns ihnen solidarisch zeigen.

Pfarrerin Anne-Katherine Fankhauser

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