Gemeindereise

Wir führen einmal pro Jahr eine Gruppenreise innerhalb der Schweiz oder ins benachbarte Ausland durch. Das Angebot richtet sich an alle kulturell und (kirchen)geschichtlich interessierten Gemeindeglieder. Das gemeinsame Unterwegs-Sein erschliesst neue Horizonte und lässt Gemeinschaft bewusst leben.

Pfarrer Manuel Dubach

Rückblick auf die Gemeindereise 2024: Neuchâtel

Allzu weit weg führte uns die Gemeindereise in diesem Jahr nicht – und dennoch liess sie uns viel Neues und Unbekanntes entdecken.

Mit dem Car fuhren wir am Morgen des 2. Septembers gen Westen. Nach einem Mittagessen am Ufer des Sees bezogen wir die Zimmer in unserem Hotel. Auch dieses lag am See. Das war schön, bedeutete aber, dass wir für unser Nachmittagsprogramm ein paar Höhenmeter zu überwinden hatten. Es ging nämlich rauf zum Schloss Neuenburg. Hier kann man sich nicht allein mit der Geschichte, sondern auch mit der politischen Gegenwart des Kantons befassen. Sowohl die Exekutive (Staatsrat) als auch die Legislative (Grosser Rat) sind hier zu Hause. Dazu ein amüsantes Detail: Der Grosse Rat tagt doch tatsächlich in den ehemaligen Stallungen des Schlosses…

Nach dem weltlichen wandten wir uns dem kirchlichen Teil der Anlage zu: der Kollegiatskirche mit ihren markanten beiden Türmen. Die sehen identisch aus, zwischen ihnen liegt aber ein Altersunterschied von 600 Jahren. Vor der Kirche steht ein Denkmal des Reformatoren Guillaume Farel. Ein Mann mit Ecken und Kanten – und ein enger Verbündeter von Johannes Calvin. Dass den Reformierten eine gewisse Strenge nachgesagt wird, ist auch Farel zu verdanken. Abends spürten wir von einer allfälligen Lustfeindlichkeit der Stadt jedoch nichts. Wir genossen die Gastfreundlichkeit und das wunderbare Essen in der geschichtsträchtigen Brasserie «Le Cardinal».

Am zweiten Tag unserer Reise fuhren wir rauf nach Le Locle. Hier tauchten wir in die Welt der Uhrmacherei ein. Dies mittels einer Führung durch das Uhrenmuseum. Was hier gern betont werden darf: Am Anfang dieser Schweizer Erfolgsgeschichte steht eine grosse Migrationsbewegung. Es waren Glaubensflüchtlinge aus Frankreich, die das nötige Fachwissen über Genf in den Jura gebracht hatten. Deutlich weiter zurück in der Geschichte ging es am Nachmittag. Wir besuchten das «Laténium». Dabei handelt es sich um ein archäologisches Museum vor den Toren Neuenburgs. Innerhalb von knapp zwei Stunden unternahmen wir unter kundiger Führung eines unterhaltsamen Fachmannes eine Zeitreise vom Mittelalter retour in die Altsteinzeit.

Tag drei der Gemeindereise führte uns rauf nach La-Chaux-Fonds. Diese auf 1000 Metern über Meer gelegene Stadt ist einzigartig – aber nicht auf eine pittoreske Art. Vielmehr hat sie einen nüchternen Charme, der sich nicht unbedingt auf Anhieb erschliessen lässt. So halfen wir uns mit einer rund zweistündigen Tour durch die relativ junge Geschichte der Stadt. Schliesslich verstanden wir, warum La-Chaux-de-Fonds gemeinsam mit Le Locle 2009 als Zeugin einer wichtigen Industrieepoche in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen worden war.

Am Nachmittag fuhren wir ins Val-de-Travers. Untrennbar mit dieser Gegend verbunden ist ein sagenumwobenes Getränk mit umstrittener Geschichte: der Absinth. In Môtiers besuchten wir das ihm gewidmete «Maison de l’Absinthe». Hier wurde ein doch ziemlich verklärter Blick auf die starke Spirituose geboten. Kritische Töne waren kaum zu vernehmen – höchstens gegenüber dem Absinth-Verbot, das von 1910 bis 2005 in der Schweiz geherrscht hatte. Bei der Theorie allein beliessen wir es nicht, einige von uns haben sich auch auf praktischer Ebene mit dem Getränk befasst – natürlich mit der dabei gebotenen Zurückhaltung. So erschienen alle munter zum Abendessen, das wir zum dritten Mal im «Le Cardinal» genossen. Ebenfalls in der Brasserie befand sich mit Nationalrat Martin Candinas der höchste Schweizer des Jahres 2023. Die höchste Burgdorferin des Jahres 2024 sprach ihn an, und so wurde unsere Reise mit einem kurzen Grusswort von prominenter Seite gewürdigt. 

Am letzten Tag unserer Reise kippte das Wetter leider. Der Himmel über Neuenburg begann zu weinen, offensichtlich traurig über den anstehenden Abschied. Zuvor aber noch ein kultureller Programmpunkt am Trockenen: der Besuch des Centre Dürrenmatt. Dieses ist in den beiden über der Stadt gelegenen Häusern des berühmten Schriftstellers beheimatet. Friedrich Dürrenmatt hat nicht nur geschrieben, sondern auch gemalt. Wort und Bild ergänzen sich bei ihm. Dies zu vermitteln, ist eines der zentralen Anliegen des Centre Dürrenmatt. So haben wir nicht allein die Bibliothek und das Arbeitszimmer mit seinem eindrücklichen Schreibtisch bestaunt, sondern auch zahlreiche Gemälde.

Jetzt noch ein Gruppenfoto mit Regenschirmen, und bald schon hatte uns Burgdorf wieder.

Für alle Interessierten: Am 29. Oktober werden wir im «chrüz+quer» nochmals auf unsere Reise zurückschauen (um 15.15 Uhr im Restaurant Landhaus).

Pfarrer Manuel Dubach

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