Abschiedsgottesdienst von Pfr. Frank Naumann

Sonntag, 08.09.2024, 09.30 Uhr, Stadtkirche

«Die Weisheit des Sämanns»

Mitwirkende:
Jan Moll, Lektor
Annette Wisler Albrecht, Co-Präsidentin KGR
Eliane Schweizer, Querflöte, und Nina Wirz, Orgel

 

Gebet (von Lena Süsstrunk)

Gott
Du bisch üse Afang u üses Ziel
Begelit üs bi däm wo mir aföh u bi däm wo mir zÄnd bringe.

Bitte bhaut üs u üsi Läbänswäge mit au däm wo mir zum ufblühe (aufblühen) bringe i dine schützende Händ.

Aber bitte bhaut ou das i dine schützende Händ, wo üs abvrheit isch und ou das wo anders oder gar nid het chönne wärdä.

Schänk üs Vrtroue, dass das wo äs Ändi nimmt und das wo mir nöi aföh, treit wird vo dire aues umfassende Ewigkeit.
Amen

Schriftlesung Matthäus 13,3-9

Das Gleichnis vom Säen auf verschiedenen Böden
3Jesus erklärte den Menschen vieles
in Form von Gleichnissen.
Jesus sagte: »Seht doch:
Ein Bauer ging aufs Feld, um zu säen.
4Während er die Körner auswarf,
fiel ein Teil davon auf den Weg.
Da kamen die Vögel und pickten sie auf.
5Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden,
wo es nicht viel Erde gab.
Die Körner gingen schnell auf,
weil sie nicht tief im Boden lagen.
6Aber als die Sonne hoch stand,
wurden die Pflanzen verbrannt.
Sie vertrockneten,
weil sie keine tiefen Wurzeln hatten.
7Ein anderer Teil fiel zwischen die Disteln.
Die Disteln schossen hoch
und erstickten die junge Saat.
8Aber ein anderer Teil fiel auf guten Boden.
Diese Körner brachten Ertrag:
Manche hundertfach, andere sechzigfach,
andere dreißigfach.
9Wer Ohren hat, soll gut zuhören!«


Predigt: Die Weisheit des Sämanns

Ich habe Freude an den Fenstern hier in Stadtkirche.
Die drei Grossen im Chor vom Robert Schär und das in der Seitenkapelle vom Bruno Bischofsberger. Die kräftigen Farben. All die Geschichten, an die sie erinnern. Manche erkennt man auf den ersten Blick: wie Noah… (Taube / Regenbogen / Arche klein) Bei anderen Details muss man näher herschauen, um genauer zu erkennen. Die Fenster erzählen vom Glauben, und geben uns damit etwas für den Alltag mit...
Jesus hat immer wieder Bsp. aus dem Alltag genommen, um zu zeigen, was im Leben wichtig ist. Mit seinen Bsp. will er Mut machen. Vorbilder zeigen. Vertrauen stärken. Hoffnung geben.
In einem der bekanntesten Bsp. geht’s um einen Bauern. In dem Gleichnis vom Sämann steckt für mich eine Lebensweisheit!
Jesus erzählt, wie die Samenkörner je verschieden weit wachsen. Er erzählt von einer Erfahrung: die nicht nur ein Bauer kennt. Wir alle machen die Erfahrung: nicht alles wird so, wie wir das planen o. erhoffen. Sei es als Handwerker oder Geschäftsführerin, als Hausfrau oder Pensionär, als KGRin oder Pfarrer. Oder dort, wo immer ihr im Leben steht – im Beruf, im Ehrenamt oder Privat - nicht alles kommt so, wie wir das gerne hätten.

Dieses Gleichnis ist eine meiner Lieblingsgeschichten. Jedes Mal, wenn ich in die Stadtkirche komme, erinnert mich das farbenfrohe Fenster in Seitenkapelle daran. Mit den leuchtenden gelben Samenkörnern.
Das Gleichnis macht mir den Blick frei und weit. Es zeigt, dass ein Teil gelingt. Gleichzeitig deutet’s offen auf das, was sich nicht so entwickelt, wie’s sollte. Genau da steckt für mich eine Lebensweisheit drin. Der Vergleich aus der Landwirtschaft gibt mir einen anderen Umgang mit dem, wofür wir uns einsetzen.
Klar hätten wir gerne, dass alles oder zumindest das meiste von dem, was wir machen, zu einem guten Abschluss kommt und gelingt. Klar wird das in unserer Leistungsgesellschaft erwartet. …
Das Gleichnis weist auf etwas anderes! Das ist nicht bequem, aber realistisch. Ein Teil vom dem, was wir vorhaben, kommt über den Anfang gar nicht hinaus. Kaum ist es da, ist es schon wieder weg. So wie das Saatgut, das von den Vögeln vom Weg gepickt wird. Bsp: gute Idee an Sitzung…
Ein weiterer Teil nimmt einen guten Start und scheint vielversprechend, doch dann kommt es ins Stocken, weil die Voraussetzungen nicht stimmen oder man nicht an alles gedacht hat. Das gleicht den jungen Pflanzen, denen der Boden fehlt und die Hitze zusetzt. Bsp: neues Lernen…
Wieder anderes beginnt richtig zu wachsen und gross zu werden. Doch dann wächst anderes im Alltag schneller, was auch immer das sein mag. Wie von Dornen wird Wertvolles überwuchert und erstickt. Und Dornen machen weh! Bsp: alte Geschichten, die einen als Einzelner oder Gemeinschaft immer wieder in Quere kommen, wenn man sie nicht mit den Wurzel ausreisst.

Bei denen drei Abschnitten auf dem Feld im Gleichnis ist es wie auf dem Acker vom Leben, wenn es nicht so geht wie geplant oder erhofft. Gewiss kennt ihr eigene Bsp. Nicht alles kommt so weit, wie wir das gerne hätten. Auch wenn wir uns für alles genau gleich einsetzen. An das erinnert das Beispiel vom Sämann.
Doch das ist nicht alles! Und das ist wichtig! Auch das steckt im Gleichnis: Ein Teil gelingt! Der Einsatz ist nicht vergebens. Ein Teil wächst! Trotz allem. Ein Teil reift – ja mehr noch – der Anteil bringt Frucht! Vervielfältigt sich! Wird richtig gut!
Der Sämann oder die Säfrau in uns wissen darum, dass nicht alles so gelingt, wie sie das gerne hätten. Doch sie lassen sich nicht beirren und geben nicht vorzeitig auf. Sie bleiben dran – mit Geduld. Jedes Mal fangen sie von Neuem an. In der Hoffnung, dass ihre Arbeit gelingen mag und gesegnet ist: Dass da auch ein Teil ist, wo wächst! Reift –Frucht bringt!

Gott sei Dank haben wir so einen grossen Schatz an Geschichten! Die Kirchenfenster erinnern daran. In ihnen steckt Kraft für den Alltag:
Sie machen Mut, trotz allem etwas Neues anzufangen wie der Noah. Sie stärken Vertrauen, dass Unmögliches möglich wird und fünf Brote und zwei Fische viele Leute satt machen. Sie zeigen ein Vorbild wie das vom barmherzigen Samariter. Sie machen Hoffnung wie das Beispiel vom Sämann:
Was immer du in die Welt aussäst – ein Teil davon gelingt und wird richtig gut! AMEN

Fürbitten-Gebet (Jan Mol)

Gott
du verbindisch üs
und zeigsch üs
dass mir aui wärtvoll si,

drum lo üs äs offnigs Härz ha,
dass mir mitenang
ob Jung oder Alt
ob Frou oder Maa
uf fruchtbarem Bode
mitenang dörfe
läbe u z’Läbe gstalte
und im mitenang
dörfe si.

Lo üs
als Gmeinschaft unterwägs si
wo läbt und würkt
und d’Gschichte und
Erfahrige
vo allne Mönsche
ghört und
gachtet wärde.

Gib üs dr Muet
dass mir
Brücke chöi boue
zwüsche Generatione
Kulture und unterschiedleche
Läbeswäge
Dass das wo üs verbindt,
grösser u wichtiger isch
als das
wo üs trennt.

Lo üs
nid verzwiifle
we mir Rückschläg erfahre
sondern zeig üs
dass mir ir Hoffnig
dörfe läbe
und dass us auem
Guets wird wachse.

Imne Momänt vo dr Stilli
lege mir dir as Härz
was üs wichtig isch

- Stille -

Aus Usdruck vo Hoffnig u Zueversicht, als Gmeinsamkeit vo üs aune, u o als Trost wei mir mitenang das Gebät bäte, wo üs mit Christ:inne uf dr ganze Wält duet verbinde.
Z’Unser Vater ..

Segen

Der Barmherzige segne dich und behüte dich.
Die Gütige lasse ihr Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Ewige hebe sein Angesicht zu dir und gebe dir Frieden.