Singt dem Herrn ein neues Lied

Gottesdienst am 25.8.24, 9.30 in der Stadtkirche
Reform. Kirche Burgdorf, gemeinsam mit dem EGW Burgdorf und dem Aemmitaler-Chörli Burgdorf    
Pfr. i.A. M. Rey und Pfr. F. Naumann
Thema: «Singt dem Herrn ein neues Lied» zu den Liedern von A. Stähli

Schriftlesung

Psalm 84,4: Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen – deine Altäre, HERR Ze-baoth, mein König und mein Gott.
Jesaja 38,14: Ich zwitschere wie eine Schwalbe und gurre wie eine Taube. Meine Augen sehen verlangend nach oben: Herr, ich leide Not, tritt für mich ein!
Epheser 5,8b.9.19f: Wandelt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. // Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesän-gen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen 20 und sagt Gott Dank, dem Vater, allezeit 
für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.

 

Predigt Teil I zu: We d Schwälbeli i Süde zie… MR

Das Jodlerchörli hat uns vorhin diesen Naturjodler vorgesungen. Dieser Naturjodler und auch die anderen, die wir im Gottesdienst noch hören werden, stammen aus der Feder von Adolf Stähli. Wer kennt ihn nicht? Ich möchte zu Beginn meiner Predigt Adolf Stähli kurz vorstellen und dann in den Inhalt dieses wunderbaren Jodelliedes mit Ihnen eintauchen.
Er wurde 1925 in Oberhofen am Thunersee geboren und starb 1999, in meinem Geburtsjahr. Seine Leidenschaft war das Dichten, Komponieren und Dirigieren von über 80 Naturjodelliedern, wo er unter anderem auch den Jodlerklub Oberhofen leitete. Ein Mann, der seine Berufung gefunden und gelebt hat. Was gibt es Schöneres, als am Ende eines Lebens zurückzublicken auf das, was man getan hat und was man in seinem Leben bewirken konnte.
In diesem Naturjodler wird uns das Bild der Schwalben vor Augen geführt. Gott hat diese Schwalben und uns Menschen geschaffen und was verbindet uns Menschen mit ihnen?
Im Naturjodel heisst es in der ersten Strophe: We d Schwälbeli i Süde zie, de düecht es mi halt öppe die i möcht o grad zwe Flügel ha u mitne furt a dWermi gah. I möcht o grad zwe Flügel ha, u mitne furt a dWermi gah.
Jedes Jahr im Herbst ziehen die Schwalben in den Süden. Für die Schwalben ist der warme Süden die Heimat, in der sie die Wintermonate verbringen. Wer von uns hätte nicht auch gerne zwei Flügel? Das wäre doch praktisch, wenn wir unsere beiden Flügel einfach zusammenstecken und mit den Schwalben in die Wärme fliegen könnten. Oder etwa nicht? Ich möchte an die Schriftlesung aus dem Alten Testament von Jesaja anknüpfen, wo König Hiskia versucht, sein Lied an Gott in eigene Worte zu fassen. Denn Hiskia war alt und krank und wurde von Gott geheilt. So flehte er zu Gott, dass er wieder gesund werden und noch lange leben möge, und Gott erhörte seinen Wunsch, man könnte auch sagen, sein persönliches Gebet. Hiskia leidet Not und Gott tritt für ihn ein. Ein tiefes Vertrauen, das uns damit entgegenkommt, und das sagt uns auch die erste Strophe, so wie wir den Schwalben vertrauen, dass sie sicher an ihr Ziel kommen, so dürfen auch wir unser Leben immer wieder Gott anvertrauen und bei ihm Wärme suchen und wir werden sie finden, weil Gott uns die benötigte Wärme schenkt.  
Im Naturjodel heisst es in der zweiten Strophe: Oh, Schwälbli, nimm mi uf di Rügg u bring mi de im Früehlig zrügg. I finde drum im Läbe nie es schöners Plätzli als grad hie. I finde drum im Läbe nie, es schöners Plätzli als grad hie.
Wir dürfen auf den Rücken der Schwalben mitfliegen und sie bringen uns im Frühling wieder hierher zurück. Was für ein schönes Bild. Hier spüre ich eine tiefe Vertrautheit, dass wir uns immer wieder von den Schwalben durchs Leben tragen lassen dürfen. Im übertragenen Sinn sind die Schwalben ein Bild für Gottes Gegenwart, der auch uns Menschen in jeder Lebenssituation trägt, uns aufrichtet und uns wieder sicher an unser Ziel führt. Wo ist Ihr Lieblingsplatz? Haben Sie einen? Wir lieben unseren Lieblingsplatz und kommen immer wieder gerne dorthin zurück. Wie viele Erinnerungen haben wir an unseren Lieblingsplatz. Gott hat die Schöpfung wunderbar gemacht und ich glaube, jeder von uns hat seinen Lieblingsplatz.
Im Naturjodel heisst es in der dritten Strophe: U d Winterzyt, wo sträng isch gsy, di geit zum Glück o Mal verby. Jitz bin i froh bin i no da, won i uf Heimatärde stah. Jitz bin i froh bin i no da, won i uf Heimatärde stah.
Was ist Ihre Lieblingsjahreszeit? Ich weiß, dass viele Menschen den Winter satthaben. Sei es wegen des Schneeschaufelns oder der eisigen Kälte. Aber Gott hat uns Menschen alle vier Jahreszeiten gegeben und der Winter gehört dazu. Ich bin gelernter Gärtner und gerade für die Pflanzen ist der Winter die sogenannte Ruhezeit, in der sich die Knospen bilden, die dann im Frühjahr bei den ersten Sonnenstrahlen austreiben. So ist jedes Jahr, in dem wir neu beginnen können, ein Geschenk Gottes. In der zweiten Schriftlesung aus Psalm 84 schreiben die Korachiter, dass die Schwalben ein Nest für ihre Jungen gefunden haben. Gerade im Winter ist das Nest für die Schwalben ein wichtiger Ort, ja ihre Heimat, wo sie ihre Jungen gebären und aufziehen. Und so wie die Schwalben ein Nest für ihre Jungen gefunden haben, so singen die Korachiter, die diesen Psalm vertont haben, von der Freude im Hause Gottes. Das ist ihre Heimat und soll auch unsere Heimat werden. Heimat ist zugleich hier und im Himmel.   
Ich möchte schließen: Wir sind der Frage nachgegangen, was uns Menschen mit den Schwalben verbindet und haben entdeckt, dass sie ein Bild für das Vertrauen Gottes sind, so wie wir ihnen vertrauen dürfen, so dürfen wir auch Gott unser Leben anvertrauen. Zweitens haben wir entdeckt, dass die Schwalben uns tragen, so wie Gott uns Menschen in allen Lebenssituationen tragen will und uns immer wieder die Kraft gibt, die wir brauchen. Und drittens haben wir entdeckt, dass die Schwalben ein Nest für ihre Jungen gefunden haben und wir uns wie die Korachiter am Haus Gottes freuen dürfen. Denn unser Zuhause ist auf Erden wie im Himmel.
We d Schwälbeli i Süde zie, de düecht es mi halt öppe die i möcht o grad zwe Flügel ha u mitne furt a dWermi gah. I möcht o grad zwe Flügel ha, u mitne furt a dWermi gah. Oh, Schwälbli, nimm mi uf di Rügg u bring mi de im Früehlig zrügg. I finde drum im Läbe nie es schöners Plätzli als grad hie. I finde drum im Läbe nie, es schöners Plätzli als grad hie. U d Winterzyt, wo sträng isch gsy, di geit zum Glück o Mal verby. Jitz bin i froh bin i no da, won i uf Heimatärde stah. Jitz bin i froh bin i no da, won i uf Heimatärde stah. Amen.

 

Predigt Teil II zu: E gschänkte Tag… FN

Letzte Nov. wär so «E gschänkte Tag» gsi! ‘s Chörli KaPo BE ist hier in Predigt gsi. Doch statt auf der Kanzel war ich krank im Bett. Das hat mich «möge», aber es ging einfach nicht.
Am Mittag kam meine Frau mit am Film: beim Kirchenkaf-fee aufgenommen: E gschänkte Tag. Das hat gerade mal ein paar der Wolken verscheucht, die sich da über mir zus.gebraut hatten…
Ja, manchmal freut man sich fest auf etwas, und es kommt ganz anders. Wie ein geschenkter Tag fühlt es sich dann in jedem Fall nicht an. Was immer es im eigenen Le-ben gerade ist, was Mühe macht, die Freude nimmt oder die Sonne verhüllt. Da, wo man im Licht leben will, so wie es im Epheserbrief heisst: «Wandelt als Kinder des Lichts». Aber eben: lauter Wolken, es dünkt einem, wo ist das Licht? Wo sind «Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit». Die erste Strophe erinnert mich dran, nicht nur auf das zu schauen, was gerade zuvorderst ist. Was fehlt. Und zu erkennen, dass es mehr gibt, als das Grau, das sich da übe mir zus.gebraut hat:
«Wenn der Himmel voller Wulche stei, git es Tage wo di nüt meh freut; de vergiss im Läbe nie, dass alli Wulche wyter zieh...» // 
Die zweite Strophe tönt wie eine Weisheit, die schon in Bi-bel steht: «alles hat seine Zeit». In den Worten von A. Stähli heisst eso: «Bringt e ruche Luft dir Froscht und Schnee, chasch dy Wäg und ou dys Ziel nid gseh, //
 ja de chunnt ou Mal die Zyt, wo’s wieder Alperose git!»
Dass alles seine Zeit hätte, das gerät immer wie mehr in Vergessenheit: Erdbeeren an Weihnachten oder dass der neue Mitarbeiter nullkommanix voll einsatzfähig wäre.
In unserer schnelllebigen Zeit ist Warten nicht mehr aktuell. Doch manches braucht halt seine Zeit, bis es parat ist oder blüht und reift. Logisch suchen wir im Schnee kein Alperose – aber ist es nicht so, dass wir bei anderen Themen im Leben doch ganz etwas ähnlich machen: Und zur Unzeit die Lö-sung für ein Problem erwarten. Oder: wie wenn  etwas Neu ‘grad sofort perfekt funktioniert. Bsp. Chörli / 
Gewiss kennt ihr eigene Bsp. Dass, die rechte Zeit schon kommt, aber selten sofort. 

Einmal erzählte jmd nach einer Abdankung, dass er am Abend jeweils an das Lied «E gschänkte Tag»… denke. Ja, die dritte Strophe klingt wie ein Tagesrückblick. 
Wie ein Gebet im Abendrot: «Steit de d’Sunne guldig übrem Tal, dank derfür, u sing u jutz es Mal! Freu di dra, vergiss di Chlag, u dänk, es sig e gschänkte Tag!»
Noch einmal über den Tag sehen: klar, gibt’s da immer wieder Grund, zu klagen, sich zu ärgern oder traurig fest-zustellen, dass er nicht so verlief, wie geplant oder erhofft. Ähnlich wie bei den beiden anderen Strophen fragt A. Stähli hier: ist das wirklich alles!? Gibt es nicht noch mehr? Gibt’ kein Gegengewicht zu dem, was so unbefriedigend ist!? Et-was, dass dich freut, wofür du danken kannst? Wo dich sa-gen lässt: ich vergesse «di Chlag» und denke: «Ja, es isch e gschänkte Tag!» 
Gott sei Dank gibt’s viele Lieder, so wie dieses, die den Geist vom Eph.brief aufnehmen: «Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen» 
Das Werk vom A. Stähli und euer Singen gehören gewiss dazu! AMEN

 

Fürbittengebet FN

Zwischen den Bitten: ubi caritas et amor RG 813
Gott, wir danken dir für die Musik in diesem Gottesdienst und auch sonst im Leben. Sie schafft es immer wieder, eine Verbindung zw. Himmel und Erde zu machen und uns ganz direkt zu berühren. Wir danken dir für die viele verschiede-nen Arten von Musik. Für all die Lieder, die mir kennen, alt vertraute und neue. 
Wir bitten dich, dass jedeR die Musik finden kann, wo ihm / ihr guttut, Melodien fürs Leben. Gibt uns durch Musik Zei-chen von deiner Liebe: ubi caritas et amor 

Wir bitten die für alle, wo sich für Musik einsetzen, für Pro-fis und für Laien. Als KomponistInnen, Musiker und Sänge-rInnen, als Chorleiter und DirigentInnen, als Organisatoren und für all die, wo sich rund ums Musizieren für Gemein-schaft einsetzen. Sie geben Bsp. von deiner Liebe: ubi caritas et amor

Wir bitten die für die Menschen, wo nur noch in moll oder gar nicht mehr singen mögen. Weil ihr Leben schwer oder traurig oder ohne Hoffnung ist. Für die bitten wir dich um ein Zeichen von deiner Liebe: ubi caritas et amor

Und wir bitten dich für Stille. / Fürs Schweigen, wo män-gisch schwer ist zum Aushalten. Wie für die Stille, wo gut tut und Kraft gibt. Wir bitten die für die Ruhe zwischen den Tönen und für Stille, in der wir jetzt unsere persönlichen An-liegen zu dir bringen.      [Stille]
Aus der Stille singen wir gemeisam: ubi caritas et amor
Unser-Vater – Gebet