Ein Lied für Frühaussteher und Morgenmuffel!

Pfr. i.A. M. Rey, EGW / Pfr.: F. Naumann

Stadtkirche Burgdorf, 2.6.24
Liedpredigt: All Morgen ist ganz frisch und neu, RG 557
Text: Johannes Zwick 1541; Musik: Johann Walter 1541

 

Gebet

Ja, manchen Morgen erleben wir frisch und neu.
Mit Freude und Schwung können wir beginnen.
Andere Tage sind wie verkatert oder stumpf.
Der Morgen fühlt sich weder erholt noch frei an.
Barmherziger, vieles bringen wir mit aus den letzten Tagen, aus der letzten Zeit.
Wir kommen zu dir mit dem, was geglückt ist und
mit all dem andern auch.
Kommen mit Dank, und mit Bitten.
Dir bringen wir Dank für all das Gute,
das wir erleben konnten und was gelungen ist:
dass du Mühen segnest und Wege öffnest.
Wir danken dir für das,
was den Alltag stärkt und bereichert.
Und wir bitten dich: begleite uns bei all dem, was immer wieder schwerfällt,
wo wir anstehen und nicht weiterwissen.
lass uns deine Spuren im Lauf der Tage entdecken.
Danke für die gemeinsame Zeit jetzt im GD.
AMEN

Schriftlesungen

Psalm 92,1-7.13-16

1 Ein Psalm. Ein Lied für den Sabbattag.
2 Gut ist es, den HERRN zu preisen und deinem Namen, Höchster, zu singen,
3 am Morgen deine Güte zu verkünden und deine Treue in den Nächten,
4 zur zehnsaitigen Laute und zur Harfe, zum Klang der Leier.
5 Denn du hast mich erfreut, HERR, durch dein Walten, über die Werke deiner Hände juble ich.
6 Wie gross sind deine Werke, HERR, wie tief deine Gedanken!
7 Ein Narr, der es nicht erkennt, ein Tor, der es nicht begreift.

13 Der Gerechte sprosst wie die Palme, er wächst wie die Zeder auf dem Liba-non.
14 Gepflanzt im Haus des HERRN, blühen sie auf in den Vorhöfen unseres Gottes.
15 Noch im Alter tragen sie Frucht, bleiben saftig und frisch,
16 um kundzutun: Gerecht ist der HERR, mein Fels, und an ihm ist kein Unrecht.

Kurzes Zwischenspiel

Matthäus 6,25-31.34
25 Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen werdet, noch um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung??26 Schaut auf die Vögel des Him-mels: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen - euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht mehr wert als sie??27 Wer von euch vermag durch Sorgen seiner Lebenszeit auch nur eine Elle hinzuzufügen??28 Und was sorgt ihr euch um die Kleidung? Lernt von den Lilien auf dem Feld, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht,?29 ich sage euch aber: Selbst Salomo in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen.?30 Wenn Gott aber das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!?31 Sorgt euch also nicht und sagt nicht: Was werden wir essen? Oder: Was werden wir trinken? Oder: Was werden wir anziehen??

34 Sorgt euch also nicht um den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Last.?

Predigt Teil I MR

Im Jahr 1537 schuf der Komponist und der Kantor Johann Walter die Melodie zu dem vorliegenden Lied und 1524 kam das Lied heraus. Dafür erlangte er die Bekanntheit. Johannes Zwick schuf den dazugehörigen Liedtext 1541 und wurde dadurch als Kirchen-lieddichter bekannt. Es ist seine Arbeit aus seinem letzten Lebens-jahr.     
All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und grosse Treu; sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag.
Wenn wir aufwachen und aus dem Fenster schauen, se-hen wir, dass jeder Morgen frisch und neu ist, und wir kön-nen uns daran erfreuen, denn kein Morgen kommt jemals wieder gleich zurück. Der eine Tag ist vergangen und schon bricht der neue Tag heran. Gerade in den Wintermo-naten ist es immer wieder frisch am Morgen, wenn die Tem-peraturen noch tief gehalten sind und bis dann die Sonne aufgeht und uns wärmt. Immer wenn wir aufstehen und frühstücken und danach in die Schule oder zur Arbeit ge-hen, dann können wir jeden Morgen diese neue Frische er-leben und uns daran erfreuen. Möge jeder Morgen für uns immer wieder ein frischer und neuer Morgen sein, der uns freut. Auch Gottes Gnade und seine grosse Treue ist es, die uns jeden Morgen begegnet und uns auf unserem Le-bensweg begleitet. Gottes Gnade und seine Treue hat kein Ende am Tag, sprich sie ist nicht einfach abends zu Ende. Sondern sie geht über die Nacht hinweg, hinein in den neuen frischen Tag und ist sozusagen ewiglich. Das heisst, sie hört nicht auf. Sie gehen über unseren Horizont hinaus. Wir können uns auf Gottes Gnade und seine Treue stets verlassen, weil Gottes Wort sich nicht ändert, sondern ewig gültig und immer wieder aktuell ist. Gott bleibt immer bei uns. Er geht nicht von uns und lässt uns los, sondern er will uns jeden Tag neu erfüllen.  
Drum steht der Himmel Lichter voll, dass man zum Leben sehen soll, und es mög schön geordnet sein zu Ehren Gott, dem Schöpfer dein.
In der Bibel im Alten Testament im Schöpfungsbericht am Anfang des ersten Mose Buches (Genesis) lesen wir, wie Gott den Himmel und die Erde in sieben Tagen einzigartig geschaffen hat. Er war es, der die Sterne im Universum ge-schaffen hat und unzählige Sterne uns als Wegleuchter in den Himmel gestellt hat. Und sie leuchten hell. Bei klarer Sicht am Abend können wir die Sterne im Universum gut beobachten. Wir sehen und erkennen Sternenbilder, die uns hier auf der Erde erhellen mögen und uns den Weg, den wir gerade gehen leuchten. Auch der Mond und die Sonne wurden von Gott geschaffen und haben von Gott eine leuchtende Funktion bekommen. Der eine geht, wenn es abends dunkel wird auf und erhellt uns den Weg und die andere geht am Morgen auf, wenn die Nacht dem Ta-geslicht weichen muss. Wir können immer wieder zum wahren Leben hinausschauen, indem wir uns an Gottes Schöpfung erfreuen und für alles, was er geschaffen hat und dafür dankbar sind. Denn Gott hat die Schöpfung ein-zigartig geschaffen. Wenn wir die Natur anschauen und darüber nachdenken, merken und spüren wir, dass alles schön geordnet ist. Gott hat dazumal eine Ordnung in die Welt gebracht, worüber wir uns freuen können und Gott da-für ehren und danken können.

So hat der Leib der Augenlicht, dass er dadurch viel Guts ausricht, und seh auf Gott auf aller Frist und merk, wie er so gnädig ist.

Wir Menschen erblickten bei der Geburt das Licht der Welt. Wir sind im Mutterleibe von Gott gebildet und erschaffen worden und haben einen Auftrag in dieser Welt bekommen, wo Gott uns hineingestellt hat, und wir leben können. Die meisten von uns Menschen können mit unseren Augen sehen, was wir machen und wohin wir gehen. Gute Taten an unseren Mitmenschen ausrichten ist ein nahezu klares biblisches Beispiel, wo Jesus Christus uns im Neuen Tes-tament in den Evangelien und in den Briefen näherbringt und ausführt. Wir dürfen immer wieder in unserem Leben auf Gott sehen, wie und was sein Sohn Jesus Christus gemacht und den Menschen gedient hat. Gott will unser Vorbild sein und werden, wonach wir uns Menschen aus-richten und ausstrecken können. Wir dürfen merken, dass Gott stets mit uns gnädig ist, und seine Gnade verlässt uns nicht und nimmer. Gott ist bei uns alle Tage bis an das Weltende. Mögen auch wir Gott bei unseren Aufgaben im Alltag immer wieder spüren, dass wir getragen sind von ihm und er uns hilft bei allem, was wir brauchen und tun.
Es ist ein Lied, das uns Trost und Hoffnung spendet. Gottes Gnade und Treue ist jeden Morgen neu. Es ermutigt uns, immer wieder im Glauben zu leben.1 Amen.          


Predigt Teil II FN

«Ein Lied für Frühaussteher und Morgenmuffel!»
Ich gehöre zu den Morgenmuffeln: den Morgenstern sehe ich selten. +
Frisch und neu fängt’s bei mir frühestens nach dem Café + Frühstück an. Drum ist die 1. Str. oft mein Tischgebet.

Der Morgenstern hier im Lied ist mehr als ein heller Punkt am Himmel. Er leuchtet, damit ich mich am Horizont orien-tieren kann. Er zeigt mir den Weg auf der Landkarte des Lebens.
Zum Glück leuchtet das göttliche Licht nicht nur am Mor-genhimmel. Sonst hätten es Morgenmuffel ja noch schwerer. Da leuchtet noch manch anderes Licht, das mir den Weg weist, das sogar in mir entzündet ist: zünd deine Lichter in uns an: Damit ich mir weniger Sorgen im Alltag machen muss. So wie wir es aus der Bergpredigt gehört haben. /
Und diese Lichter leuchten auf wichtige Fragen: Was be-gehren wir eigentlich? Von Wem? Was ist im Leben wichtig? Wo brauche ich Gnade? Leide ich an etwas Mangel – und wenn ja, an was?! Oder geht es Körper und Seele im Alltag gerade ganz gut – das wäre doch schön! Grund z. Dank!
Wie immer meine Antworten auch ausfallen: In dem Licht erkenne ich, wo und wie ich auf der Lebensreise gerade un-terwegs bin. Was Geschenk ist und wo mir etwas fehlt.

Das ganze Lied und besonders diese Strophe ist wie ein Ge-bet, um uns auf dem Weg auszurichten:
«O Gott, du schöner Morgenstern, gib uns, was wir von dir begehrn: Zünd deine Lichter in uns an, lass uns an Gnad kein Mangel han.»

Die Antworten kommen gleich in der 5. Str.: wir haben gesungen, was das Licht macht! Was sich verändert, wenn ich Orientierung im Leben habe.
«Treib aus, o Licht, all Finsternis, behüt uns, Herr, vor Är-gernis, vor Blindheit + vor aller Schand, und reich uns Tag + Nacht dein Hand,»
Diese Strophe klingt wie ein Schutzschild um mich – vor dem, was von aussen auf mich zukommt. Und gleichzeitig ist sie eine Sehhilfe, um zu erkennen, was da manchmal von innen dazwischenfunkt: Z.B. Was ärgert mich denn in einer konkreten Situation wirklich!? Ist das der andere oder et-was, was er in mir auslöst? Wo ich vielleicht noch einen blinden Fleck habe! Der wie ein offenes Tor ist, damit Är-ger, Schande oder sogar Scham über mich herfallen! Vermut-lich kennt ihr auch so Situationen, die im Alltag immer wie-der herausfordernd sind!
Und wenn ich so genauer hinschauen kann, erkenne ich im Licht auch «hand-feste» Unterstützung. Wo ich dank hel-fenden Händen schon weitergekommen bin, Scham und Schande wehren konnte.

Ja, durch das Licht verändert sich etwas. Durch das Licht, das uns begleitet! >> Marc hat davon schon gespro-chen, wie wir in der Schöpfung stehen, als Teil eines grossen Ganzen, mit Raum zum Staunen und zum Handeln: Davon singt die 6. Str.:
«zu wandeln als am lichten Tag, damit, was immer sich zutrag, wir stehn im Glauben bis ans End und bleiben von dir ungetrennt.»

Da wird es «hell», wo wir einen Weg für uns erkennen, auch wenn es noch dunkel ist. Auch wenn wir in einer an-deren Zeit als die Reformatoren leben. Damals und heute verbindet die Sehnsucht nach dem Licht: Wie kann ich es entdecken und ins Leben hineinleuchten lassen. Im Unterschied zu damals gibt es heute im Alltag einfach so viel Streulicht. All das, was ablenkt: und manchmal ist es gar nicht so einfach, das göttliche Licht zu erkennen. In ihn zu wandeln. Jetzt in der Zeit und einmal, wenn die Lebensreise ans Ende kommen wird.

Was immer sich zutrag. Das ist leichter gesungen als gelebt. Denn Unsicherheiten und Schwierigkeiten sind unbequeme Wegbegleiter. / Darum ist es wichtig, «immer wieder» dage-gen anzusingen. Mich immer wieder neu nach dieser Licht-quelle ausrichten. Die macht, dass ich immer wieder aufrecht stehn kann - heute und morgen. Ja, wieder aufstehen kön-nen, auch wenn wir zwischendrin einmal straucheln oder ge-rade nicht wissen, wie weiter.
Immer wieder neu ausrichten. Das macht Glauben aus. Davon singt dieses Lied – bis zum letzten Atemzug. Der Re-formator Johannes Zwick teilt da seine Lebenserfahrung mit uns:
Singen ist wie Beten: Beides hilft!
Singen und Beten verbindet: Morgenmuffel und Frühaussteher!

Segen

Geht in der Kraft, die euch gegeben ist:
einfach, leichtfüssig, zart.
Haltet Ausschau nach der Liebe.
Gottes Geist geht mit euch.
Er hört euer Beten
Und gibt euch ein Lied auf die Lippen.
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.