Das Ratsherrengestühl als Inspiration

Ausstellung von Werken der Schülerinnen und Schüler des Fachs Bildnerisches Gestalten am Gymnasium   

16. September bis 20. Oktober 2021

in der Seitenkapelle der Stadtkirche Burgdorf

Es ist die Zeit des Dreissigjährigen Krieges (1618 – 1648). Der Krieg verwüstet die Nachbarländer der Eidgenossenschaft. Diese ist nur am Rande vom Konfessionskrieg betroffen («Bündner Wirren»). Die Eidgenossenschaft exportiert in die vom Krieg versehrten Länder Korn, Vieh und Geräte und kommt so zu relativem Wohlstand, welcher sich in einer regen Bautätigkeit ausdrückt.  

Auf der Suche nach Arbeit gelangen fünf Meistergesellen aus dem heutigen Süddeutschland nach Burgdorf. Sie sind ausgezeichnete Handwerker. Die Burgdorfer Tischmacher Hans Vetter und Hans Dübel nehmen 1645 die fünf Künstler unter Vertrag, damit sie am Ratsherrengestühl mitarbeiten. Die Stadt hat das Gestühl kurz vorher im November 1644 in Auftrag gegeben. Die fünf Wanderarbeiter bauen und schnitzen den Teil des Ratsherrengestühls aus Eichenholz, der heute in der Stadtkirche an der Nordwand steht. Die Vorlagen, die die Meistergesellen für ihre Kunst verwenden, stammen aus dem vorchristlichen Rom. Während der Renaissance sind die Figuren und Gesichter neu entdeckt worden und haben ihren Weg in die Zeit des Barocks gefunden. Wer die Stadtkirche betritt, braucht gute Augen, um die Vielfalt der Büsten, Puttenköpfe und Blattranken zu erkennen.

Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums lassen sich von den Schnitzereien der fünf Wandergesellen inspirieren. Unter der Leitung ihres Lehrers für Bildnerisches Gestalten Oliver Lanz zeichnen sie Bleistiftstudien oder formen Fallstudien aus Plastilin. Die Stadtkirche wird zur Werkstatt.

 

Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten machen mit ihren Werken auf das künstlerische Erbe der fünf Meistergesellen aufmerksam, die nach drei Jahren 1647 die Stadt wieder verlassen, um an einem anderen Ort ihre Kunst auszuüben.

September 2021, Pfarrer Ueli Fuchs