2023-2024: Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.
Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind, lässt Goethe seinen Faust zu sich selbst sagen. Damit hat er einerseits recht: In allen Kulturen und nahezu allen Religionen treten Wunder auf, das war schon immer so und ist heute nicht anders – auch in unserer aufgeklärten Gesellschaft.
Die Kirche würde es ohne das Wunder der Auferstehung Jesu Christi nicht geben. Wunder sind das Unbegreifbare, was den Menschen in Erstaunen versetzt. Im Buch der Sprüche ist das zum Beispiel der Weg des Geiers am Himmel oder der Weg des Schiffs auf hoher See (30,18f).
Andererseits gibt es seit der Aufklärung einen Vorbehalt gegen Goethes Bemerkung. Je mehr wir erklären können, desto weniger Spielraum bleibt dem Unerwarteten und Unbegreifbaren. Was in deutschen Bibelausgaben mit «Wunder» übersetzt wird, geht auf unterschiedliche hebräische Begriffe zurück: Da gibt es göttliche «Machttaten» und «Zeichen» von Propheten, Gott wird gelobt für «erstaunliche Zeichen» (Psalm 9,2) oder gefürchtet wegen «furchterregender Dinge» (Psalm 65,6). Auch im Neuen Testament gibt es neben dem griechischen Wort thaúma für das deutsche «Wunder» auch andere Begriffe wie Taten, Zeichen und Paradoxe.
Wunder sind eine Unterbrechung der Alltagserfahrung, durch das Wirken einer Kraft, die menschliche Möglichkeiten übersteigt. Solche Wunder können klein und unscheinbar sein – wenn sie denn entdeckt werden. Auffordernd schreibt deshalb Martin Luther in seinen Tischreden: «Die ganze Welt ist voll alltäglicher Wunder.»
So machen wir uns in der Kinderkirche auf, um Wunder zu entdecken und zu erleben. In biblischen Geschichten, in unserer Mitwelt und in uns selbst. Die Weihnachtsgeschichte bei Lukas beginnt mit der Aussage eines Engels: «Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.» (1,37) Was an Weihnachten wunderbar beginnt, findet in den Ostergeschichten nicht einen tragischen Abschluss, sondern eine erstaunliche Fortsetzung. Dazwischen tauchen wir in die wundersamen und furchterregenden Geschichten um Moses und den Auszug aus Ägypten ein.
Nicht zuletzt gibt es auch in der Kinderkirche immer wieder kleinere und grössere Wunder. Ich freue mich, auch im neuen «Kinderkirchenjahr» auf ein motiviertes Team von Mitarbeitenden zählen zu dürfen. Die Weihnachtsfeier bereiten wir zusammen mit Chorleiterin Sabrina Rohrbach und Dan Zeltner vor. In den Sommerferien werden wir gemeinsam eine wunderbare LEGO®-Stadt aufbauen.
Wir freuen uns, wenn Sie mit Ihren Kindern am einen oder anderen Anlass der Kinderkirche mitwirken. Herzlich willkommen!
An den kik-Anlässen dieses Jahres sammeln wir für die Friedensförderung im Südkaukasus.
2022-2023: Von der Schriftrolle zum Hörbuch.
Warum haben Menschen begonnen zu schreiben? Wie entscheiden sie, was aufgeschrieben werden soll? Was muss passieren, damit eine Schrift heilig wird? Und wie steht es um Bücher, wenn immer mehr am Bildschirm gelesen wird?
Das Christentum ist eine Buchreligion. Schon in seinen Anfängen hat es die heiligen Schriften des Judentums übernommen und neu interpretiert. Bald sind auch Geschichten und Erfahrungen mit Jesus Christus und der ersten Gemeinden aufgeschrieben worden, dem Ersten (oder Alten) wurde ein Zweites (oder Neues) Testament hinzugefügt.
Religiöse Gelehrte haben in langen Auseinandersetzungen bestimmt, welche Schriften in die Sammlung der «heiligen» Schriften aufgenommen werden sollten. Schliesslich hat Schrift auch mit Macht zu tun. Schon die Propheten argumentierten gerne mit der Einleitung «es steht geschrieben». Entstanden ist eine heilige Bibliothek. Daher auch die deutsche Bezeichnung: biblía ist Griechisch und bedeutet Bücher.
Menschen haben weiterhin Erfahrungen mit Gott gemacht, unterschiedliche Überzeugungen diskutiert und aufgeschrieben. Aber nicht alles, was aufgeschrieben worden ist, hat die biblischen Überzeugungen weitergeführt, sagten die Reformatoren. So hat die Reformation wieder die biblische Schrift ins Zentrum gestellt. Eine reformatorische Überzeugung heisst sola scriptura: die Bibel ist die alleingültige Quelle autoritativer theologischer Aussagen. Diese Bibel soll aber von allen gelesen und verstanden werden können! Also werden die biblischen Bücher übersetzt, es entstehen Schulen, Menschen lernen zu lesen. Und natürlich wird weiterhin fleissig geschrieben. Schon Kohelet klagte (Koh 12,12): «Des vielen Büchermachens ist kein Ende!» Damals ahnte er wohl nicht, wie recht er spätestens nach der Erfindung des Buchdrucks haben würde.
Im Programm 2022-2023 der Kinderkirche stellen wir die Schrift, die Worte und das Buch ins Zentrum. Wir entdecken Geschichten von der Schriftrolle bis zum Hörbuch. Gleich zum Auftakt binden wir, in Zusammenarbeit mit der Kulturwerkstatt Papier, ein eigenes kleines Buch. Herzlich willkommen!