60 Jahre jung

Schriftlesung Psalm 103

Lobe den HERRN, meine Seele, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen.
Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.

Den ganzen Psalm siehe: https://www.bibleserver.com/ZB/Psalm103

 

Predigt

Vor 60 Jahre ist das kirchliche Zentrum Neumatt seiner Bestimmung übergeben worden: man hat gefeiert, hat sich gefreut. Vielleicht ist ja jmd von euch 1962 mit dabei gsi. Dann hat man den Steinen, dem vielen Glas, dem Kupferblech eine Aufgabe geben: Ein Raum für Menschen zu schaffen - aus dem Quartier und der ganzen Gemeinde – und darüber hinaus. Räume, in/mit denen man etwas machen kann: …

Und dazu ein Kirchenraum, wie ein Zelt, mit Blick ins Grüne. (Siehe da, das Zelt Gottes bei den Menschen,… Offenbarung 21,3 – ob das die Idee der Architekten war?)
Das Grün draussen und die warmen Farben drinnen vom Holz und den Backsteinen helfen, dass es einem hier wohl sein kann. Und dazu den Umschwung, den Platz hier – wo man bei schönem Wetter auch draussen …
Sicher haben sie damals bei der «Einweihung» auch gelobt, und dankt, aus voller Seele, vielleicht sogar mit dem Ps 103:
Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. // Lobt den HERRN, all seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft. Lobe den HERRN, meine Seele.
Da kommen Herz und Hand zusammen. Was die Menschen damals machen konnte - ihre Werke –wie das kirchliche Zentrum Neumatt und all unsere Werke seither - Teil werden von Gottes Werken.

Vor über 60 Jahre sind Leute hier aus Gemeinde zus.gesessen und haben Pläne geschmiedet. Sie haben Wünsche und ein Ziel gha: Der wachsenden Kirchgemeinde auch in der Nähe, im Quartier ein Ort zu geben. Wo man ganz viel und Verschiedenes machen kann.

Und wenn ich mir das vorstelle, erstaunt mich das!
Ich staune, wie die Gemeinde damals ihr Ziel mutig angegangen ist und umgesetzt hat. (klar, es ist eine andere Zeit gsi) Hier beim Bau von kirchliches Zentrum Neumatt oder auch schon vorher, als man KGH während dem 2 Weltkrieg in Unterstadt errichtet hat. Und nicht nur bei Kirchen – auch sonst: z.B. diese Woche: als vor 175 Jahren, am 9. August 1847, die erste Bahnstrecke mit der «Spanisch Brötli-Bahn» in Betrieb ging - und wie sie darauf die Schweiz erschlossen haben: kein Berg zu hoch und keine Schlucht zu tief (Albula-Museum) – und mit ganz andere techn. Mittel wie wir heute. Aber mit einem Aufbruchgeist, den ich heute leider selten spüre.
Und wenn ich mir das vorstelle, bringt mich das zum Staunen und gleichzeitig frage ich mich, was heute anders ist: wo ist der Aufbruchgeist in unserer Zeit? Bedenken und Hindernisse überall, Begehrlichkeiten und Festhalten an Vertrauten finden sich an vielen Orten, auch in Kirche.

Sicher ist es 1962 hier bei kirchliche Zentrum Neumatt und an anderen Orten auch nicht ohne Bedenken, Widerrede oder Hindernisse gegangen. Und doch haben sie etwas gewagt…
Und haben die verschiedenen Wünsche, Ideen, vielleicht sogar Träume genommen, wie die einzelnen Steine. Und haben aus dem etwas aufbauen, wo seit 60 J. für Menschen da ist – immer wieder ein gastfreundlicher Ort.

Wenn man noch weiter zurückschaut, auf alte Fotos z.B. sieh man: Bevor die Neumatt zur Neumatt geworden ist, war sie einen «Matte», wo Kühe grasten und Bauern ihre Felder bestellten. Wir singen…

Lied 540: Wir pflügen und wir streuen

Mängs hat sich verändert, seit die Matten überbaut worden ist. Und noch mehr hat sich verändert, seit M. Claudius das Lied dichtete. Zus.hänge in Natur hat man noch nicht so genau gekannt. Vielleicht ist man darum dankbarer gsi als heute. Vielleicht ist für Menschen damals nicht alles so selbstverständlich gsi wie für uns – zumindest bis vor wenigen Jahren. Seit Selbstverständliches ist plötzlich nicht mehr so selbstverständlich. Hitze setzt uns und der Natur zu, Felder sind trocken, Erträge andern sich. Eine Bäuerin erzählte diese Woche, was das bspw. für die Kartoffelernte bedeutet. Von den Auswirkungen von Pandemie mit unterbrochenen Lieferketten oder die teure Energie wegen dem Krieg gar nicht zu reden. Oder die Lebensmittel, wo lange in Häfen der Ukraine feststeckten und auf der Welt fehlen. Wenn zwar gepflügt und geerntet wird, aber es nicht bis auf die Teller kommt von denen, die Hunger haben. Wie ohnmächtig einem das macht.

Das ist das eine. Wo uns zu Recht beschäftigt. Und gleichzeitig haben wir auch Grund, dankbar zu sein, wie gut es doch geht. Trotz allem.
Ich bin froh, gibt’s für solche Zeiten Lieder wie Wir pflügen und wir streuen (RG 540) mit dem Dank oder Psalm wie der 103. mit dem Lob oder ein Jubiläum wie die 60 Jahre vom kirchlichen Zentrum Neumatt.
Danken, Loben und Feiern als wichtige Zeichen - für Zeiten, wenn’s Leben alles andere als selbstverständlich ist.

Das Stück, das wir jetzt hören können, gehört für mich auch dazu: «What a wonderful world». Es ist 5 Jahre jünger als unser Zentrum. L. Armstrong hat es 1967 veröffentlicht, um ein Zeichen, um ein Gegengewicht in Waagschale zu werfen, um den Blick zu weiten: damals gab es (in USA) Proteste der Bürgerrechtsbewegung und Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg. In «What a Wonderful World» singt Armstrong von der Schönheit der Welt und von den Glücksmomenten im alltäglichen Leben. Das in einer Zeit, wo’s politischen Klima immer wie angespannter wurde. Sein Lied singt von Natur, Farben, Freundschaften, Kinderaugen,… – «lueg au uf das» - wenn du nur noch die kleinen und großen Problemen siehst, und die Waage fest auf die falschen Seite zeigt: gefüllt mit Missgunst, Hass, Machtkämpfen und Katastrophen. Und es dich dünkt, die Welt ist alles andere als «wunderbar».

Wir sind in einer Zeit, wo wir bewusst etwas in die andere Waagschale legen können. Etwas aus dieser wundervollen Welt. Dazu gehören sonnige Tage und unser Miteinander wie heute Morgen und dass wir ein Jubiläum zu feiern haben.

Gott sei Dank. AMEN

Zwischenspiel What a wonderful world

 

Segen

Möge dein Weg

dir freundlich entgegenkommen,

Wind dir den Rücken stärken,

Sonnenschein deinem Gesicht

Glanz und Wärme geben.

Der Regen möge deine Felder tränken, //

und bis wir beide,

du und ich, uns wieder sehen,

halte Gott dich schützend in seiner Hand.

Und schenke dir ein Lied auf den Lippen.

AMEN

 

Das Jubiläumsfest findet dann am letzten Oktoberwochenende statt, siehe Link