Altes Holz und neue Töne

Pfarrerin Ruth Oppliger

 

Tonholz

Auts Houz u neui Tön, so lutet dr Titu vor Predigt.

Us autem Holz chöme di wunderbarschte Tonfolge. Us Böim wärde Instrument, wo Mönsche druf varianteriichi Melodie chöi lo erklinge: Tonholz.

Ds Neue entschteit usem Aute. Neu u Aut ghöre zäme u si bruuche enang. Neus cha nid entschto, wes sech nid us Vorhärigem cha entwickle. Vergangnigs isch dr Nährbode für Zuekünftigs. D Gägewart verschtö mr nid, ohni äs Wüsse über d Gschicht. Erfahreni chöi vo Unerfahrene profitiere u umgekehrt. Auti u Jungi chöme am witischte im gägesitige Ustusch. Derzue bruchts vo aune ä Hautig vor Achtig u vor Bescheideheit. Ä gwüssi Demuet chöi mir usdrücke im gmeinsame Lob für Gott. Ds Göttleche isch derbi im Zentrum u nid mir.

 

Aus Psalm 148

Dr Psalm 148 isch äs Loblied, lose mr uf sini Wort:

«Lobt den Herrn vom Himmel her,
lobt ihn in den Höhen.
Lobt ihn, Sonne und Mond,
lobt ihn all ihr leuchtenden Sterne.
Sie sollen loben den Namen des Herrn,
denn er gebot und sie wurden geschaffen.

Lobt den Herrn von der Erde her,
ihr Berge und all ihr Hügel.
Lobt Gott, ihr Fruchtbäume und alle Zedern,
ihr wilden Tiere und alles Vieh.
Ihr jungen Männer und auch ihr jungen Frauen,
ihr Alten und Jungen:
Lobt den Namen Gottes,
denn sein Name allein ist erhaben,
seine Hoheit über Himmel und Erde.»

 

Lob der Schöpfung, Symbol Baum

Na de Wort vom Psalm 148 wärde aui ufgforderet is Lob uf Gott izschtimme.

Himmu u Aerde soue Gott lobe, Sunne u Mond, Tier u d Böim, äbeso wi d Mönsche, Froue u Manne, Auti u Jungi. Aes wunderbars Biud vor Zämeghörigkeit vor Schöpfig wird hie zeichnet. Aus ghört zäme, wüus dr gliich Ursprung het. Dür di Verbundeheit, wo letschtlech i Gott begründet isch, beschteit nüt für sich äleini, aus isch vonenang abhängig, aus isch mitenang verhäicht zure Ganzheit.

„Lobt Gott, ihr Fruchtbäume und Zedern alle“, so heissts i eim Värs. Kes angers Symbou schteit so dütlech für ds Läbe, wi das vom Boum. Drum cha hie dr Boum zum Sinnbiud für di ganzi Schöpfig wärde. I nüt angerem hei d Mönsche scho gäng dr Louf vor Natur so dütlech gschpieglet gseh, wi im Boum. Ou ds eigete, persönleche Läbe wird im Boum abbiudet. Dr Boum schteit für di ganzi Viufaut vo auem Läbige, isch so für üs Läbesboum.

Böim si i Rhythmus vor Natur ibunge, is Vergo u Wärde vo de Johreszyte. Im Früehlig isch ds neue Erwache vo de Böim bsungers idringlich erfahrbar, im Summer, jetz, schtö si do i vouer Craft, mit grüene Blätter u Frücht. Im Herbscht wärde si d Blätter verlüüre, aber scho im Winters si di neue Chnoschpte vorbereitet. Im Boum wird dr Zyklus vom Läbe dütlech. Sogar dr modern Mönsch, wo ds Stuune mängisch verlehrt het, blibt bim Ablick vome Boum nid unberüehrt. Mir wüsse hüt zudäm, dass Böim uf viufäutigi Art mitenang kommuniziere, über d Wurzle, über d Blätter, über Düft.

Böim si zu aune Zyte i viune Kulture aus heilig verehrt worde. Dr Boum isch Wäuteboum u wird ou zum Biud vom Göttleche. I vorbiblischer Zyt wärde Göttine i Böim verehrt. So gäute d Zedere, wo im Psvärs erwähnt si, aus heiligi Böim vo dr Astarte, Aschera, dr Fruchbarkeitsgöttin vom kananäische Ruum. D Zedere i der Gägend, d Zedere vom Libanon, wärde so hüfig erwähnt i bibilsche Texte, dass ihri grossi Bedütig unübersichtlich isch.

Zuenähmend het sech di religiösi Tradition vom Volk Israel zur Verehrig vom einzige Gott Jahwe entwicklet. Di früechere Götter u vor auem d Verehrig vo Göttine wärde bekämpft. Aber ihri Bedütig würkt noche u ir Boumsymbolik im AT u NT finge mr durchus wiiblechi Site vom Gottesbiud, wi im Ps 148. Böim si dütelch aus wiiblechi Wäse beschribe. Si gä de Mönsche das, wome mit em Müeterleche verbingt: Schutz u mit de Frücht Nahrig. Ou religionspsychologisch gseh, giut dr Boum aus wiiblech-müeterlichs Symbou u schteit für d Geborgeheit u fürs Gnährtwärde.

Dr Boum isch Sinnbiud für Gott u isch Symbol für ds mönschleche Läbe. U beides cha dr Boum zure Ganzheit verbinge. Mit de Wurzle töif ir Aerde u mit de Aescht im Himmu, verma dr Boum biudlech Obe u Unger, Himmu u Aerde, Gott u Mönsch zure Einheit z verbinge.

 

Loben heisst Dankbarkeit und Verantwortung

«Lobt Gott, ihr Fruchtbäume und alle Zedern, ihr jungen Männer und ihr jungen Frauen.» Das Loblied, dr Ps 148, singt äs Dankes- u Freudelied uf Gott.

Lob u Dank ghört Gott, wüu aus dür ihri Chraft gschaffe isch u uf immer u ewig dür ihri göttlechi Ornig zämeghaute wird. Himmu u Aerde, d Elemänt, Pflanze, Tier u Mönsche, aus isch ibunge u verschtange aus Wärch vo Gott, isch nid eifach aus reini Natur dütet. Äs isch göttlechi Schöpfig. Hinger auem schteit Gott aus Gheimnis u Ursprung vom Läbe.

«Lobit Gott, Böim u Zedere, Auti u Jungi.“ D Böim zeige üs ou dütlech, dass aui Läbewäse verbunge u vonenang abhängig si. Ohni Böim u Waud hei mir ke Luft zum Schnuufe, chöi mir nid überläbe. D Koschtbarkeit vo Böim isch unumstritte. Si si Suurstoffliferante u si Erholigsgebiet für üs. Auso gits ohni Böim ke Zuekunft. So muess me sech froge, was mitere Gseuschaft passiert, wo unachtsam mit Natur u Waud, mitem Läbe überhoupt, umgeit?  Wo chöme mir häre, we üs nüt meh aus heilig giut? Lobe u dankbar si, wi im Ps beschribe, heisst, ds Bewusstsiin ha, dass ds Läbe öppis Einzigartigs isch, wo mir derzue Sorg müesse träge. Ds Gschänk vom Läbe nimmt üs ou gäng id Verantwortig.

 

Altes Holz und neue Töne

Dr Ps 148 isch ä idringlechi Ufforderig, Gott z lobe. Di Wort si öppe vor 2500 Johr verfasst worde. Wie lobe mir hüt, jede u jedi vo üs?Schtiu, i Gedanke? Mit Wort, ime Gebät? Mit eme Kunstwärch, miteme Biud? Oder i Lieder u mit Musig?

Ä Gottesdienscht aus Ganzes isch jo nüt angers, aus äs Lob für Gott. Mönsche chöme zäme u fiire i viufäutiger Art. Natürlech isch ds Lobe mit Tön, mit Lieder u Musig öppis vom Berüehrendschte. Gmeinsam Lieder singe, auti Tön neu lo erklinge, begleitet vor Musig vor Orgele: Das bedütet für mi, ir Tradition doheim si u drus neui Chraft chönne z schöpfe, neui Idee für di tägleche Useforderige z meischtere. Im Psalm lobet di ganzi Schöpfig Gott, Böim u Zedere schtö symbolisch für aus Läbige.

D Böim si ou hie ir Chiuche beteiliget bim Gotteslob: Ds Holz vo de Eiche i üsne Bänk u Möbu. Ou d Orgele si zum grosse Teu us Holz: us Fichte, Ahorn, Eiche. D Alphörner, äs isch nid z überseh, beschtö us Holz. Ds Holz vo Fichte wird für di Instrument brucht. Was ir Gägend vom Libanon d Zedere si, das si bi üs vilicht am erschte d Tanne. Wiisstanne u Rottanne, das si bi üs die Naduböim, wo üsi Landschaft präge u wo mir i viufäutiger Art aus Holz nutze: Aus Brönnholz, aus Bouholz, oder aus Tonholz.

I ha mi chli informiert über d Herstellig vo Alphörner. Im Internet hani ä Artiku usem «Schweizer Bauer» vo 2018 gfunge: Oberländer Holz für guten Klang. Ds Alphorn wird derno us Rottanne gmacht, us Bärgfichte, wo im Berner Oberland wachse. Si wärde ds Habkern zu däm Blasinstrument verarbeitet, wo us 4 Teile beschteit: Mundstück, Handrohr, Mittustück, Bächer. Aus Tonholz wärde im Bsungrige Haselfichte verwändet. Haselfichte isch ä Art vo Rottanne (Mutation?). Ihres Holz isch langfasriger, elastischer u zähier, aus das vor normale Fichte. Ä Boum, wo aus Tonholz brucht wird, isch 350-500 jährig. I de Jahresringe chöi mir ds Auter vom Boum läse. Ds Früehholz, di häue Ringe, biudet sech im Früehlig u im Summer. Ds Spätholz, di dunkle Ringe, entschteit im Herbscht u Winter. Füre Bächer vom Alphorn bruchts ä Durchmesser vo 80 cm. U we dr Boum pro Johr 2mm zuenimmt, de bruucht das scho etlechi Johr bis er gross u dick gnue isch fürnes Alphorn. Vor dr Verarbeitig muess ds Holz zudäm ou no 4-7 Johr glageret wärde.

«Altes Holz und neue Töne – auts Houz, neui Tön». Mitem Alphorn wärde Naturtön gschpiut, 12-16. Äs brucht Mönsche, wo ds Instrument lö lo erklinge. Äs isch ä aute, imposante, langsam gwachsene Boum, wo zum Tonholz wird. Us der aute Gschicht entschtö jetz u i Zuekunft gäng wieder neui Tonreihe, neui Melodie u Lieder zum Lob vo Gott.

So wei mir istimme is Lob für u dankbar über ds Läbe üsi Verantwortig derfür wahrnä.