Der ABER-Geist

Er hat grosse Kraft! In vielen Bereichen des Alltags spüren wir ihn. Wenn auch unsichtbar – prägen uns seine Auswirkungen. Wir kennen sein Wirken, seit wir als Kinder an Grenzen stossen. Wir haben eine tolle Idee und bekommen als Antwort: Ja, ABER dafür bist du noch zu klein. Mit den Jahren verändern sich die Antworten, der Mechanismus bleibt der Gleiche. Immer wieder: «Ja, ABER».

  • Als Jugendliche hören wir: Ja…, ABER dafür bist du zu jung.
  • Wenn wir Verantwortung übernehmen wollen: Ja…, ABER dafür fehlt es dir noch an Erfahrung.
  • Wenn Diskussionen nicht mehr möglich sind, da nur noch ABERs hin und her gehen und man dem Gegenüber gar nicht mehr zuhört.
  • Wenn wir im Betrieb etwas ändern wollen: Ja…, ABER das haben wir noch nie so gemacht.
  • Wenn es um Entscheidungen geht: Ja…, ABER das bringt’s doch eh nicht.

Die Liste bremsender ABER-Erfahrungen liesse sich beliebig fortsetzen. In jedem Lebensalter. Sicher könnten Sie jetzt selbst ein paar Beispiele ergänzen, wo Sie mit dem ABER-Geist kämpfen mussten.
Und vielleicht sind Sie wie ich auch schon erschrocken, wenn man genau das, was man selbst nicht schätzt, manchmal trotzdem selber macht. Manchmal merken wir es nicht einmal mehr, so vertraut ist uns dieses «Ja, ABER» geworden. Mit dem «Ja, ABER» stellen wir anderen und uns selbst manche Hindernisse in den Weg. Mit diesem Mechanismus machen sich viele Leute selbst klein. Zum Beispiel, wenn einem etwas gelungen ist: Ja…, ABER das war doch nur Zufall.

Was tun? Das ABER aus dem Wortschatz streichen, wird nicht funktionieren. Selbst wenn es uns gelänge, würde der ABER-Geist andere Worte finden, um uns und andere einzuschränken. Wie wäre es, wenn wir bewusst weniger ABERs brauchen würden!? Wenn wir im genannten Erfolgsmoment zu uns sagen könnten: Das ist mir gelungen! Ich freue mich! Ohne Wenn und ABER!
Oder wäre es möglich, in einer Sitzung auf das Wort ABER zu verzichten, evtl. mit der Spielregel, dass jedes ABER einen Fünfliber kostet zugunsten der Vereinskasse? Oder wie wäre es mit einem: Ja, das ist eine gute Idee UND wie können wir sie verwirklichen? Gewiss haben Sie weitere Ideen, wie wir diesen unsichtbar wirkenden ABER-Geist kleiner machen könnten….

Die Geschichten unserer Tradition erzählen viele Beispiele, wie scheinbar Unbewegliches sich zu verändern beginnt, wie Vertrauen Berge versetzen kann. Allen ABER-Geistern zum Trotz. Sie vertrauen darauf, dass es einen Heiligen Geist gibt, der belebt und befreit. Gott sei Dank!
Das macht Mut, heute Bremsen zu lösen und mit einem «JA, UND» neu zu beginnen. Als Zeichen dafür zünden wir nächsten Sonntag die erste Kerze im Advent an.