Gottesdienst zum Reformationssonntag

Psalm 8

«Gott, wie herrlich ist dein Name in allen Landen,
der du deine Hoheit über den Himmel gebreitet hast.
Wenn ich deinen Himmel sehe, das Werk deiner Finger,
den Mond und die Sterne, die du hineingesetzt hast:
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn wenig geringer gemacht als Gott,
mit Ehre und Hoheit hast du ihn gekrönt.
Du hast ihn zum Herrscher gesetzt über das Werk deiner Hände,
alles hast du ihm unter die Füsse gelegt.
Gott, wie herrlich ist dein Name in allen Landen.»

«Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?»

Was isch dr Mönsch?

D Wort im Psalm 8 schteue die Frog ime bestimmte Zämehang. «Was isch dr Mönsch, dass du a ihn dänksch, Gott? Was isch ds Mönscheching, dass du di ihm animmsch?»

D Frog nam Mönsch erschiint im Psalm 8 im Blick uf Gott. Ds Mönschsi entscheidet sech ir Beziehig zum Göttleche. D Usenangersetzig vo Mönsche mit sich säuber, isch ä Foug vome grosse Stuune. Äs Stuune drüber, dass Gott um ihri Schöpfig besorgt isch. Äs isch ou äs Stuune, wi wunderbar dr Glanz vo Gott erschiint.

Die, wo am Afang vor abendländische, naturwüsseschaftleche Forschig si gstange, hei di wunderbari Ornig vor Schöpfig beobachtet u hei se wöue verschto. Si hei mit de Ergebnis vo ihrne Forschige Gott wöue Ehr erwiise. Dr Grund vor Forschig isch auso vo Afang ä religiöse u wott aus angere aus ds Göttleche us dr Natur verbanne. Ehrfurcht, Verehrig für öppis Grössers, das isch am Afang.

Was isch dr Mönsch? Für die Frog z beantworte, si dür d Johrhunderte düre Büecher vougschriebe worde. Gäng wieder läse mr vo neue Mäudige über Erfouge bir aktuelle Erforschig übere Mönsch. Me meint jetz neuerdings ou, dr physische Rekonstruktion vo geistige Prozässe nöcher z cho. Was hei üs di biblische Texte über ds Wäse vo de Mönsche z säge? Natürlech wei si üs nid neurologischi Prozässe u Hirnfunktione erkläre. Aber was de?

Lose mr uf di Värse vom Psalm 8: Grundlegend für d Sicht vo biblische Texte isch ds Lob uf Gott. «Gott wie herrlich isch di Name i aune Länder. Du hesch dini Macht übere Himmu usbreitet.» Ersch unger der Vorussetzig, dass Gott aus Ursprung u Gheimnis vor Schöpfig verehrt wird, wärde aui Ussage über d Mönsche gmacht.

I de biblische Wort wärde Mönsch gäng usschliesslech aus Gägenüber vo Gott u aus Teil vore gschaffene Wält verschtange. «Du hesch dr Mönsch wenig gringer gmacht aus Gott, mit Ehr u Hoheit hesch du ne krönet. Du hesch ne zum Herrscher gmacht über d Wärk vo dine Häng.» So schteits wörtlech: mir si Herrscher über di rästlechi Schöpfig u d Chrone vor Schöpfig. Hei mir jetz biblisch legitimiert, ds Rächt, d Tier, d Natur rücksichtslos z nutze u gar usznütze? Natürlich nid! Zwar isch das leider bis hüt ä truuregi Realität. D Mönsche benä sech ime Mass aus Beherrscher vor Natur, wi no nie vorhär ir Gschicht. D Folge überchöme mr z gspüre, -i viune Fortschritte zwar, wo mr dervo profitiere, aber ou dür d Zerstörig vo natürleche Läbesgrundlage.

«Herrsche» verschto ig im Sinn vo «Verantwortig übernä». Äs isch üse göttlech Uftrag, Sorg z ha zu Mönsche, Tier u Pflanze. «Mit Ehr wärde mir krönt.» D Bibu macht d Mönsche gar nid chliin u unschiinbar, im Gägeteu. Ds Problem fot aber dert a, wo dr Mönsch wi Gott wott si. Nach em Psalm 8 gratet aus usem Lot, we vor Grössi vom Mönsch gredt wird, ohni ds Lob vo Gott vora z steue, denn we nid Gott aus Grund u Ziu vom Läbe anerchennt wird. Nach de biblische Texte glingt ds Läbe denn, we d Grössi vo de Mönsche nie ohni ds Lob vo Gott beschriebe wird. Äs gö wäsentlechi Verhaltenswiise verlore, we kes Lob für Gott erklingt, nämlech: Demuet, Stuune u Vertroue.

Demuet
Demuet isch äs autmodisches Wort. Aber eis, wo mr unbedingt nid sötte usem Wortschatz u usem Läbe striiche. Demuet het viu mit Bescheideheit z tüe. Demuet meint nid, sich chliin u ohnmächtig z mache. Si meint nid, di eigete Fähigkeite z vernütige u ds Sälbstwärtgfüehu z beschädige. Demuet beschriibt ds Verständnis, dass mir ds Läbe nid säuber mache. Äs isch äs Gschänk vo Gott u wird drum dür di göttlechi Liebi begleitet. Es geit drum, ds Läbe mit auem Schöne, aber ou mit aune Verletzige aznä. U äs geit drum, mit Dankbarkeit ds Läbe z gschtaute, mit auem, was i de eigete Chräft schteit. Nar reformierte Tradition chunnt ds Läbe zur eigetleche Erfüuig dür d Gnad u d Güeti vo Gott, nid dür di eigete Leistige.

Stuune
Gläbti Demuet isch di beschti Vorussetzig, ds Stuune z lehre. Wär sich säuber zum Massstab u Zentrum vo auem macht, verlehrt z stuune. Das Stuune chöi mir Erwachsene bsungers mit Ching lehre. Säute äs Ereignis erfüut üs so fescht mit Ehrfurcht, wi d Geburt vome Ching. U bim Miterläbe vor Entwicklig vo däm chliine Wäse wärde mir gäng wieder vo Ergriffeheit erfüut. Erfüuig im Sinn vor Bibu, erlange mir im Läbe, we mir, wines Ching, chöi stuune überne Chatz, über farbigi Blätter, überne Begägnig, über ä schöni Melodie.

Vertroue
Dass mir üs aus Teu vore göttlche Schöpfig verschtö, ermüglechet nid nume Demuet u Stuune, die Läbeshautig git üs ou Vertroue. Das isch ds Dritte, wo üs dr Psalm über ds mönschleche Wäse lehrt. Aus fot a u aus ändet bim Verwiis uf die Schöpfigschraft, wo üses Begriife u Verschto überstigt. Äs hanget nid aus a üs. Ds Wäsentleche, wo ds Läbe usmacht, wird vo Gott gschänkt. Ds reformatorische Dänke git mit de Wort vom Martin Luther folgendi Antwort uf d Frog, was dr Mönsch isch: «Der Mensch ist jenes Wesen, das allein durch den Glauben gerechtfertigt wird.» Gloube, im Sinn vo Vertroue, heisst, Gott lo Gott si u sech nid säuber a ihri Schteu z setze.

D Ussage im Psalm rücke ds Verhältnis vo Gott u Mönsch is rächte Liecht. Dr Mönsch darf gross si, Gott isch ds Gröschte. D Wort vo de Psalme si dür d Jahrhunderte de Mönsche ä Hiuf gsi u hei se begleitet bi de grundlegene Froge vom Läbe. Das soue si ou für üs hüt bliibe.

Ir KUW 9 hei sech d Konfirmandinne u Konfirmande Gedanke über di Frog usem Psalm 8 gmacht:

Der Mensch ist ein Geschöpf von Gott, das geliebt werden soll, so dass es ihm gut geht. 

Die Aufgabe von uns Menschen ist es, anderen zu helfen und sie zu unterstützen. Der Sinn des Menschen ist es, die Bevölkerung so weit, wie möglich zu bringen. Jeder Mensch hat eigene Bestimmungen und Aufgaben.

Der Mensch soll gütig und liebevoll sein. Der Sinn des Lebens ist es, Menschen zu verbinden. Die Aufgabe des Menschen ist es, auf die anderen zu achten.

Der Mensch ist ein liebliches Wesen, das den anderen Tieren voraus ist, durch die Technologie und die Fähigkeit, selbst denken zu können.

Der Mensch ist von Gott geschaffen. Er kann seine Träume selbst verwirklichen.

Der Sinn des Lebens ist, dass sie Menschen glücklich sind und auf andere achten.

Der Mensch ist ein Geschöpf, das ein Teil der Erde ist.

Der Mensch ist ein Geschöpf, welches eine gute Zeit auf der Erde haben soll.

Der Mensch ist ein Geschöpf von Gott und somit ein Teil der Welt. Er ist frei und wird akzeptiert.

Der Mensch kann eigene Entscheidungen treffen und Träume verwirklichen.

Menschen sind Lebewesen mit einem Glauben und mit einem eigenen Willen. Er soll leben und leben lassen.

Der Mensch ist ein Geschöpf voller Liebe und Träume. Er hat einen freien Willen und kann Entscheidungen treffen.

Das si idrücklechi Antworte vo junge Mönsche. «Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?»

U was isch eui Antwort uf di Frog? 

 

31. Oktober 2021, Pfarrerin Ruth Oppliger