Ewigkeitssonntag: Mit dem Erinnern wachsen Trost und Dank

Liebe Angehörige und Freunde
Die letzten 12 Monaten haben viel verändert. Wir sind heute zusammengekommen, weil ihr einen Verlust erlitten habt und deutlich spürt, wer fehlt. Der eigene Lebensweg ist anders geworden, weil Menschen aus unserer Mitte gestorben sind. Jemand fehlt, der mitgegangen ist und eure Wege mitgeprägt hat. Manche wurden unvermittelt aus dem Leben gerissen, andere nach einer Leidenszeit erlöst.
Für einige von euch war der Abschied erst vor kurzem, andere konnten schon ein Stück Weg durch die Zeit der Trauer gehen. An Gedenktagen wie heute wird nochmals Vieles präsent: Vor dem inneren Auge sieht man wieder frühere Erlebnisse und das Herz spürt den Verlust deutlich. Da sind Gefühle, die viel von uns abverlangen: neben gefassten Momenten sind wir immer wieder aufgewühlt, wir vermissen die Verstorbenen. In der Zeit der Trauer kommen neben Trost und Dank manchmal auch Erinnerungen oder Fragen, die schmerzen.

Immer wieder höre ich und erlebe es bei mir selbst: viele Erinnerungen gehen auf dem Weg in die Zukunft mit. Mit ihnen begleitet uns Wertvolles, das wir für uns bewahren können. Der Kirchenvater Augustin fasste das mit folgenden Worten zusammen: "Der Mensch, den wir lieben, ist nicht mehr da, wo er war, aber überall, wo wir seiner gedenken."
Im Erinnern liegt grosse Kraft und Trost. Vieles bleibt. Kein Tod kann es uns nehmen. Erlebnisse der gemeinsamen Wegstrecke behalten ihren Wert oder gewinnen noch einmal ganz neu an Bedeutung. Zwischen all den einzelnen Erinnerungsspuren bleibt deutlich, was uns in Liebe miteinander verbunden hat.
Im liebevollen Gedenken wachsen Trost und Dank. Sie geben Kraft für den Weg, den wir seit dem Abschied beginnen mussten. Manchmal gelingt uns das schon, andere Male haben wir den Eindruck, es bleibe schwer.

Mit all den Erinnerungen und anderem mehr sind wir Richtung Zukunft nicht allein unterwegs. Wir sind in Freud und Leid mit anderen gemeinsam auf dem Weg (auch wenn die Pandemie das erschwert hat). Und: Wir werden von der Kraft begleitet, die wir Gott nennen. Wir sind nicht allein auf dem Weg: der Barmherzige steht uns gerade auch in schweren Zeiten zur Seite. Er richtet auf und tröstet. Der Ewige gibt Licht mit, das dunkle Tage erhellt: "Dein Wort leuchtet mir dort, wo ich gehe; es ist ein Licht auf meinem Weg." (Psalm 119,105)
An das Licht vom Leben erinnert jede Kerze, die wir anzünden, sei es hier in der Kirche, auf dem Friedhof oder daheim. All die Lichter sind Zeichen der Hoffnung!

[Um zu stärken, dass wir miteinander unterwegs sind, beteten wir während der Gedenkfeiern in der Stadtkirche gemeinsam das Unser Vater. Nach dem Segen konnten dann Kerzen zum Gedenken an die Verstorbenen entzündet werden. Wenn Sie am Ewigkeitssonntag keine Gelegenheit hatten zu kommen, können Sie dies gerne zu einem anderen Zeitpunkt tun, die Stadtkirche ist täglich geöffnet, in der Seitenkapelle liegen Kerzen bereit.]

Gott sägnet di und bhüetet di.
Gott lat ihres Licht dir zuelüüchte und isch mit dir verbunde.
Gott chehrt dir sys Gsicht zue und git dir Fride. Amen.